Spotreview SouthAfrica

Vorgeschichte

Zuerst ging es mal zum Flughafen Zürich; 2.5 Stunden Autofahrt mit meinem Büssli. Dort angekommen, begaben wir uns an den Lufthansa-Check-In, wo uns ein nettes Fräulein erwarten sollte, um ohne Diskussionen unser Gepäck einzuchecken.

Doch dem war natürlich nicht so. Das einzige was uns erwartete, war eine Reihe moderner Computer, um unsere Daten zu erfassen und den Pass einzulesen. Okay, mit etwas Nachhilfe in Informatik hat das auch ein Frutiger geschafft.
Nach dieser ersten Hürde war da nur noch unser Gepäck. Da es sich um riesige Surfbags handelte, mussten wir damit auf eine spezielle Gepäckwaage. Nach der obligatorischen Umpackerei (damit das Maximalgewicht von 50kg nicht überschritten wird) und nach Erleichterung von CHF 420.- für Zusatzgepäck befand sich das Zeug auf dem Weg in den Flieger. Gebühr ist übrigens nur One Way! Fucking hell. Nun trennten uns nur noch 15 Stunden Reisezeit von Cape Town.

In den ersten vier Wochen liess der Wind etwas zu wünschen übrig. Da jedoch Kapstadt in jeder Hinsicht etwas zu bieten hat, beschäftigten wir uns neben den einzelnen Windtagen mit Sightseeing, Wellenreiten oder mit dem Nachtleben.

Normalerweise setzt der Wind ungefähr um 14.00 Uhr ein. Die bekannte Wolkendecke über dem berühmtesten Berg von Cape Town, dem Tablemountain, kann man schon von weitem erkennen. Je weiter man sich vom Tablemountain entfernt, desto später am Tag setzt der Südostwind ein. Je nach Windstärke wechselt man während eines Surftages einige Male den Spot.

Sunset Beach: Strong winds

Am Sunset Beach setzt der Wind als erstes ein und wird dort auch am stärksten. So kann es schon mal sein, dass die Wellen-Qualität unter dem starken Wind leidet. Und ehrlich gesagt, Wellenabreiten mit 4.0 m2 und Fullpower ist nicht jedermanns Sache.
Aus diesem Grund gingen wir meistens nach zwei Stunden vom Wasser, hauten etwas Nahrung rein und fuhren weiter zum nächsten Spot.

Bigbay: Crowded

Bigbay liegt ca. 10 Minuten weiter nördlich. Der Strand ist mit einem konstanten side/side-off Wind und meistens schönen Wellen ein perfekter Spot. Leider ist die Bigbay nicht so big, was schnell mal zu einem Hauptproblem wird. So kommt es an einem guten Tag oftmals vor, dass man zu viert auf einer Welle ist!
Unser Tipp: Nicht zu lange Sunset fahren, dafür als erster Bigbay rocken! Wenn in Bigbay noch immer zu viel Wind ist, fährt man nochmals 15 Minuten weiter in Richtung Norden nach Melkbos.

Melkbos: Schiessplatz

Melkbos ist ein klassischer Beachbreak-Spot, welcher nicht zu unterschätzen ist. Die Wellen brechen hohl und sehr kraftvoll. Hier haben schon einige Masten ihr Stehvermögen verloren.
Zum Abreiten sind die Wellen eher schwierig. Sie sind unberechenbar und schnappen einfach zu. Meistens denkst du, dass dir noch etwas Zeit für einen «Turn» bleibt, doch in der nächsten Sekunde bricht sie dir schon ins Genick. Wer einen Fehler macht, bekommt einen guten Waschgang inklusive Peeling durch den Sand, welcher die Wellen aufwirbeln.

Dafür ist der Spot zum Springen gerade zu perfekt! Ein einziger Schiessplatz! Mit Volldampf rausfahren, danach ist Airtime angesagt. Der Spot ist perfekt für Backloops, Stalled Forwards, Doubel Forwards (wenn man die Skills und Eier hätte).

Nach dem wir uns während der ersten 1.5 Monate nur an diesen Spots rumgetrieben haben, wollten Andi und ich für einmal etwas Neues testen. Ziel war Scarborough, wo wir bereits öfters zum Wellenreiten waren. Entgegen der Vorhersage war der Wind vor Ort nicht so stark. Glücklicherweise trafen wir auf Halb-Local „Harry“ (halbes Jahr in Südafrika / halbes Jahr in Holland), welcher uns mit dem Spruch: „Nicht zögern Jungs! Nicht auf den Wind warten, sondern zum Wind fahren!“ zum Weiterfahren nach Platboom motivierte.

Platboom: The Adventure

Der Spot liegt fast am Kap der Guten Hoffnung. Man bezahlt 80 Rand (12 CHF) um in den Nationalpark zu gelangen. Irgendwo in der Natur, zwischen Affen, Sträussen und Touristenbussen (obwohl letzteres auch irgendwie Affen sind) befindet sich der Spot Platboom. Weit und breit kein Haus, kein Mobilnetz und das nächste Spital kilometerweit entfernt.
Die Beschreibung aus dem Spotguide wirkt auch nicht gerade motivierend: „Ein grosses Abenteuer ist Platboom, grosse und schnelle Wellen brechen direkt vor den Felsen und zum Anlanden gibt’s dazwischen nur ein kleines Stück Sandstrand.“ oder: „Dangerously, shallow and sharky“.

Doch die Bedingungen waren die Besten, die ich bis jetzt in Südafrika gesehen habe!
Nach einer kurzen Diskussion mit Harry war uns klar:

– Materialprobleme = nicht gut
– Fehler machen = auch nicht gut

Um uns ein Bild zu machen, haben wir zuerst Harry beim Einstieg und Rausdümpeln beobachtet. Da er gut zu Recht kam, folgten Andi und ich ihm kurz darauf. Während dem Rauseieren hatte ich einen gefühlten Puls von 200. Unglaublich, ich war so erleichtert, dass ich rausgekommen bin, dass ich hinter den Wellen nicht einmal mehr Halsen konnte. Auch in den ersten Wellen war das Surfen eher verhalten als sonst irgendetwas.

Best feeling ever!

Beim erneuten Rausfahren kam mir Andi auf einer Welle aus einem perfekten Set entgegen. Ich habe mir sofort die Welle dahinter geschnappt. Aus meiner Position konnte ich von Andi jeweils nur das Verschwinden in den Bottom Turn und etwas weiter unten das Auftauchen im Cut Back mit massivem Spray sehen. Diese Aussicht lösten meine Hemmungen genügend, um das masthohe Ding würdig zu schredden und zu vergessen, dass die Welle ihre ganze Kraft auf Felsen niederlässt.

Worst washmachine ever

Das Vergessen hielt jedoch nicht sehr lange, da mich beim nächsten Rausfahren ein übles Ding erwischt hatte. Das Material wurde mir sofort entrissen und ich begab mich in einen beeindruckenden Waschgang. Das Hochkommen hat die Welle in den ersten Sekunden verhindert. So muss man sich zwingen ruhig zu bleiben und abzuwarten, bis die Welle dich wieder loslässt. Kurz aufgetaucht, musst ich vollgas Schwimmen, damit mein Surfmaterial nicht in den Steinen landet. Glücklicherweise erwischte ich das Zeug kurz darauf und konnte mich aus dem Staub machen. Das ganze hat jedoch den Charakter eines Psycho-Thrillers, da man irgendwie nichts anderes sehen kann als Felsen.

Als die Flut kam und die Wellenqualität abnahm, gingen wir überwältigt vom Wasser. Nach dem wir die drei Affen (keine Touristen) ab unserem Autodach vertrieben hatten, packten wir unser Zeug zusammen und fuhren wieder zurück nach Scarborough.

Scarborough

Da mittlerweilen auch dort der Wind aufgekommen war, entschieden wir uns nochmals aufzuriggen.
Der Spot liegt in einer schönen Bucht mit einem grossen Sandstrand. Um an die Wellen zu kommen, muss man zuerst mal einiges hinter sich bringen. Vorne links surft man direkt vor dem Kelp. Zum rauskommen ist es etwas mühsam. Da der Wind über den Hügel in die Bucht bläst, ist es sehr böig. Weiter draussen zieht der Wind echt gut durch. Aber noch so, kann es passieren wen man in eine Welle Halsen will, dass sie unter dir davonrollt. Da die Wellen hier zu den schnellsten der Gegend gehören. Experts only und selbst die dürfen nicht zu nahe ans Kelp fahren. Wenn du nicht genug schnell bist macht dir die Welle das Türchen zu. Wer hier fällt landet gnadenlos auf den Felsen.
Hat man das Kelp überwunden, wartet ein riesiges Feld von Seegras auf dich, wo deine Finne brutal einhängt und der Schleudersturz unumgänglich ist. Zu guter Letzt kommen nach dem Seegras noch die Wellenreiter, denen du ausweichen musst und die dir vielleicht noch die Welle wegnehmen.
Leider brechen die Wellen nur dort gut. (Point break). Um so nah ans Kelp zu fahren und richtig Spass zu haben, muss man schon PWA (Weltcup) Fahrer sein oder riesen Eier besitzen – einfach Wahnsinn! Und wen schon 8 Windsurfer auf dem Wasser sind, kann es schon mal eng werden. Doch bis jetzt ganz sicher der beste Tag ever in Südafrika.